Veranstalter: Touriseum. Südtiroler Landesmuseum für Tourismus
Datum, Ort: 07.-09.11.2013, Meran, Schloss Trauttmansdorff (Südtirol/Italien)
Deadline: 01.03.2013
Das Südtiroler Landesmuseum für Tourismus in Meran, kurz Touriseum, behandelt das für Südtirol zentrale Phänomen Tourismus in seinen zahlreichen Facetten. Das Museum vermittelt, wie der Tourismus als Branche funktioniert, wie Reisende und Bereiste zum Entstehen und zur Veränderung einer touristischen Region beitragen. Das Museum will aber auch zeigen, wie Südtirol zu der touristischen Region geworden ist, die sie heute ist.
Als Vorbereitung und zur Erweiterung der Perspektiven für eine Sonderausstellung 2015 zum Thema “Krieg & Tourismus” soll eine Tagung dienen, die den Einfluss des Ersten Weltkrieges auf die Entwicklung des Tourismus im Alpenraum in den Blick nimmt. Der Schwerpunkt der Tagung soll hierbei das Gebiet des historischen Tirols umfassen.
Vergleichsstudien und Beiträge, die einen der drei folgenden Themenkomplexe für andere Gebiete der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie beleuchten, sind auch willkommen:
Folgende drei Themenbereiche sollen behandelt werden:
Produktion von Infrastrukturen und deren Folgewirkungen
Die Mitsprache des Militärs beim Aufbau der touristischen Infrastruktur vor dem Ersten Weltkrieg. Welche Schutzhütten, Straßen, Eisenbahnlinien und sonstigen Raumerschließungen wurden vom Militär angestoßen oder hintertrieben? Auch bei diversen technischen Entwicklungen, etwa im Seilbahnwesen oder Skifahren, spielten militärstrategische Überlegungen eine wichtige Rolle: Im Vorfeld und im Ersten Weltkrieg anwendungsorientiert bei geringer Mittelausstattung erprobt, erfolgte in den ersten Nachkriegsjahren die Weiterentwicklung zur touristischen Nutzung.
Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf touristisch erschlossene Gebiete
Ehemalige Urlaubs- und Erholungsgebiete wurden plötzlich zu Front- und Grenzräumen, im Hinterland wurden Kur- und Tourismusorte kurzerhand zu Lazarettstädten umfunktioniert. Bestehende Destinationen und Beherbergungsbetriebe wurden devastiert oder vollkommen zerstört. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden ehemalige Kriegsbahnen zum Rückgrat für einen erstaunlich schnell wieder auflebenden Fremdenverkehr. Besonders in den Dolomiten wurden einige der ursprünglich vom Militär vorangetriebenen Versorgungswege zu beliebten Aussichtsstraßen, Bahnstrecken und Wanderwegen.
“Touristische” Erfahrungen der Soldaten
Für viele Soldaten war der Einsatz in Frontgebieten, die weit von ihrer Heimat entfernt lagen, oft der erste Kontakt mit fremden Kulturen. In den meisten Fällen war es ihre erste Reise überhaupt. Die Kriegserfahrungen führten nicht nur zu einem Anstieg der schriftlichen Reflexion über Fremde(s) und Front (etwa Feldpostkarten), ?Krieg machte auch reisen?, sondern ließ auch die private ?Bilder-Knipserei?
sowie die ?Souvenirflut? ansteigen.
Für Südtirol bedeutete der Erste Weltkrieg und sein Ausgang eine radikale Zäsur. Das Land südlich des Brenners wurde vom “Südbalkon der Habsburgermonarchie” zur nördlichsten Provinz Italiens. Die Militarisierung des Gebietes von Seiten des österreichischen Heeres hatte aber bereits im 19. Jahrhundert begonnen. Mit dem Kriegseintritt Italiens 1915 wurde Tirol vom Erholungsgebiet zum Kriegsschauplatz:
Stacheldraht und Militärbaracken säumten die ehemaligen Ausflugs- und Bergsteigerziele ? vom Ortler bis in die Sextner Dolomiten.
Der Tourismus kam zum Erliegen: Hotels, Gastbetriebe und Schutzhütten leerten sich schlagartig. Hotels und Pensionen wurden den Offizieren und zum Teil auch den Soldaten als Quartiere zugeteilt. Größere Hotels wurden mit Andauern der Kriegshandlungen zu Lazaretten umfunktioniert.
Für Hoteliers und Wirte, deren Häuser in der Schusslinie standen, brach über Nacht zusammen, was sie in Jahrzehnten mühsam aufgebaut hatten.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Kriegsbahnen der Dolomiten zum Rückgrat für einen erstaunlich schnell wieder auflebenden Fremdenverkehr. Wo die Kämpfe einst besonders heftig geführt wurden, eroberte sich der Tourismus umso wirkungsvoller das Erholungsgebiet zurück.
Die Tagung im Südtiroler Landesmuseum für Tourismus in Meran wird vom 7. bis 9. November 2013 unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Gunda Barth-Scalmani (Universität Innsbruck) stattfinden. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Italienisch (Simultanübersetzung).
InteressentInnen werden gebeten, bis zum 1. März 2013 Vorschläge für Tagungsbeiträge in Form eines höchstens 2.000 Anschläge langen Abstracts “ inklusive des geplanten Vortragstitels sowie einen Kurzlebenslauf” an patrick.gasser@touriseum.it zu schicken. Bis spätestens 31. Mai 2013 erfolgt die Benachrichtigung, ob der Vorschlag akzeptiert worden ist. Die Vorträge sollten eine Länge von 25 Minuten nicht überschreiten. Die Beiträge der Referenten und Referentinnen werden im Tagungsband bzw. in der Studienreihe des Museums veröffentlicht und mit einem Abstract in englischer Sprache versehen.
Voraussetzung für die Teilnahme an der Tagung und für die Aufnahme des Beitrages im Tagungsband ist die Abgabe der vollständigen Beiträge für den Tagungsband vor der Tagung selbst und zwar bis zum 25. Oktober 2013.
Kontakt
Dr. Patrick Gasser
Touriseum. Südtiroler Landesmuseum für Tourismus St. Valentinstraße 51a, 39012 Meran / Italien patrick.gasser@touriseum.it / www.touriseum.it